DER DECKVORGANG

Vor dem eigentlichen Deckvorgang ist die Stute rossig. Das sieht man einem Blitzen der Schamlippen der Stute. Die Rosse dauert mehrere Tage.

Die Stute scheidet mit ihrem Urin Trächtigkeitshormone aus. Der Hengst wiederum riecht dies an den Stellen, wo die Stute uriniert hat und nähert sich dann der Stute an ihrem Hintern, um zu prüfen, ob er auch bei der richtigen Stute ist.
Am Anfang der Rosse wird die Stute nach dem Hengst schlagen, später wird sie ihn dann dulden. Zu diesem Zeitpunkt springt der Hengst auf die Stute und deckt sie. Das geht recht schnell.
Dieser Vorgang läuft bei eingestallten Pferden genauso ab, wie in der Natur. Der Mensch hat diese Vorgänge lediglich etwas anders organisiert. So wird mit einem Probierhengst getestet, ob die Stute steht oder nicht. Dafür gibt es extra einen Deckstand wo der Probierhengst im rechten Winkel zum Hintern der Stute geführt wird.

Wenn die Stute steht, kommt der Deckhengst zum Einsatz. Beim Decken werden auch Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um weder Hengst (bekommt Filzpantoffel) noch Stute (Schweif wird bandagiert und zur Seite gezogen) noch das Personal (hat Handschuhe an und einen Reithelm auf) zu verletzen.
Anschließend werden die äußeren Geschlechtsorgane von Hengst und Stute gesäubert.


 DER HALBWILDE SPRUNG

Beim halbwilden Sprung wird man einen Hengst mit mehreren empfangsbereiten Stuten auf eine Weide lassen. Dort nimmt alles seinen natürlichen Verlauf.

Die Stuten werden natürlich alle rossig aber nicht gleichzeitig.

Man wird immer wieder beobachten können wie der Hengst an Kothaufen der Stuten schnuppert. Er "liest" die Pferdeäpfel der betreffenden Stute. Die Stute scheidet mit dem Kot auch Hormone aus. Dadurch weiß der Hengst, wann diese Stute deckbereit ist.

Es gibt hier keinen Deckstand (Probierstand) sondern der Hengst macht das auf die natürliche Weise. Dabei besteht natürlich das Risiko, dass die Stute den Hengst verletzt.


 DER WILDE SPRUNG

Beim wilden Sprung wird die Fortpflanzung komplett der Natur überlassen (z. B. bei den Wildpferden im Merfelder Bruch). Es gibt viele Pferdefamilien mit ca. 10 bis 12 Tieren bei denen auch durchaus mehrere Hengste vorhanden sein können.

Die Hengste kämpfen miteinander und der Stärkere gewinnt das Recht die Stuten diese Pferdefamilie zu decken. 

Der Mensch greift diesbezüglich nicht ein. Gleiches gilt für die Trächtigkeit, die Fohlengeburt und die Fohlenaufzucht. Das regeln die Pferde alles unter sich.


 DER SPRUNG AUF DAS PHANTOM

In großen Gestüten (z. B. Landgestüten) gibt es eine Besamungsstation. Dort arbeitet ein Besamungstechniker und dort gibt es auch ein Phantom.

Der Hengst springt auf das Phantom und spritzt in eine Art Kondom (ohne Beschichtung) ab.

Der Besamungstechniker sitzt unterhalb des Phantoms und hat einen doppelwandigen Zylinder (ca. 40 cm bis 50 cm lang), der im Zwischenraum mit 37° C (Körpertemperatur der Stute) warmen Wasser gefüllt ist. Im Inneren des Zylinders ist das "Pferdekondom" befestigt, in das der Hengst abspritzt.

Nachdem das erfolgt ist bringt der Besamungstechniker das Sperma des Hengstes in das Labor wo es auf die Qualität untersucht wird (Beweglichkeit der Spermien, Anzahl der Spermien pro Milliliter usw.).

Danach wird das Sperma in ca. 50 bis 100 Portionen aufgeteilt, die anschließend in flüssigem Stickstoff in einem Tiefkühlcontainer tiefgekühlt werden. Auf diese Weise kann das Sperma eines Hengstes vervielfacht und viele Jahre aufgehoben werden. So kann ein Hengst selbst nach seinem Tod mittels künstlicher Besamung noch weitere Fohlen zeugen.


 DIE KÜNSTLICHE BESAMUNG

Bei der künstlichen Besamung bringt der Tierarzt einen Tiefkühlcontainer mit, der mehrere Portionen Sperma des gewünschten Hengstes enthält.

Vor der eigentlichen Besamung der Stute werden 2 bis 3 Portionen entnommen und bei Raumtemperatur aufgetaut (ca. 20 Minuten).

Währenddessen wird die ausgewählte Stute vorbereitet (eine letzte gynäkologische Untersuchung vor der künstlichen Besamung). Wenn diese abgeschlossen ist, wird das aufgetaute Sperma in einen langen flexiblen hohlen Stab (wie man ihn von Tupferproben kennt) plaziert und dieser Stab dann vom Tierarzt mit einem Arm in die Scheide der Stute eingeführt, während er mit dem anderen Arm im Darm der Stute die richtige Position des Stabes kontrolliert. Natürlich hat der Tierarzt dafür über beiden Armen sterile Handschuhe (die bis zur Schulter des Tierarztes reichen) angelegt.

Wenn der Stab an der richtigen Stelle ist, löst der Tierarzt einen Mechanismus aus und das Sperma wird in die Gebärmutter der Stute gespritzt. Von jetzt an nimmt alles seinen natürlichen Verlauf.

Der Tierarzt entfernt natürlich diesen Stab und zieht seine Handschuhe aus, die entsorgt werden. Dann nimmt er den Tiefkühlbehälter wieder mit.