TRÄCHTIGKEIT
Die Trächtigkeit einer Stute fängt mit dem Deckakt an. Ein paar Tage nachdem die Stute gedeckt wurde, untersucht der Tierarzt die Stute und stellt fest, ob die Stute aufgenommen hat (also trächtig ist).
In den ersten zwei Monaten wird die Stute öfter gynäkologisch untersuchen. Danach werden die Abstände größer.
FÜTTERUNG DER TRAGENDEN STUTE IN DER FRÜHEN TRÄCHTIGKEIT
Nach der Empfängnis bleibt der Energiebedarf zunächst konstant. Unter Berücksichtigung einer guten Mineralisierung wird die Stute bis zum 7.Monat, zumindest was die Energie betrifft, nach dem Erhaltungsbedarf gefüttert, sofern sie nicht reiterlich belastet wird. Sinnvoll ist die extensive Weidehaltung von Stuten mit der Möglichkeit einer selektiven Grasaufnahme bei gleichzeitiger Zufütterung mikronährstoffreicher Futtermittel. Durch die Grasaufnahme sind der Bedarf an ß-Carotin, und Vitamin E weitestgehend gedeckt. Vitamin D wird vom Körper durch Sonneneinstrahlung in der Haut selbst gebildet, so dass kein Mangel zu befürchten ist. Ebenso ist in sonnengetrocknetem Heu reichlich Vitamin D vorhanden. Vitamin K wird durch frisches Grün aufgenommen und zusätzlich durch die Darmbakterien synthetisiert.
Ab dem 7. Trächtigkeitsmonat steigt erst der Bedarf an energieliefernden Nährstoffen und Eiweiß. Die Bedarfszahlen für die Zufuhr an Mengenelementen in der Trächtigkeit sind Bedarfstabellen, wie man sie bei Meyer in dem Werk Pferdefütterung, findet, leicht zu entnehmen.
BEDARF DER TRÄCHTIGEN STUTE AN MENGENELEMENTEN
Während der frühen Trächtigkeit (4. bis 7. Trächtigkeitsmonat) liegen der Calciumbedarf bei etwa 27, der Phosphorbedarf bei 15 und der Magnesiumbedarf bei 11 Gramm.
Während der späten Trächtigkeit (9. bis 11. Monat) steigt der Bedarf an den für den Knochenaufbau substantiell wichtigen Mengenelementen enorm an. Der Calciumbedarf liegt nun bei etwa 39 Gramm, der Phosphorbedarf bei 26 und der Magnesiumbedarf bei etwa 13 Gramm.
In der Hochlaktation (2. bis 3. Laktationsmonat) erfährt dieser Bedarf eine nochmalige Steigerung, so daß circa 55 Gramm Calcium, 42 Gramm Phosphor und 19 Gramm Magnesium pro Tag benötigt werden.
Während ein Ausgleich des Calcium und Phosphorbedarfs der Stute durch Weidegang, zusätzliche Heufütterung und grünmehlhaltige Produkte sogar relativ gut gewährleistet werden kann, können gerade im Bereich des Mengenelements Magnesium Mängel auftreten, die einen nicht zu unterschätzen Einfluss auf die Knochensubstanz haben.
BEDARF DER TRÄCHTIGEN STUTE AN SPURENELEMENTEN
Das Errechnen des Spurenelementbedarfs gestaltet sich schwieriger und erfolgt zum Beispiel über das Stutengewicht. Hierzu ist notwendig, die Entwicklung des Gewichts einer Stute im letzten Trächtigkeitsdrittel zu kennen. Eine 600 Kilogramm schwere Stute nimmt bis zum Ende der Trächtigkeit etwa 160 Kilogramm zu und wiegt somit kurz vor der Geburt 760 Kilogramm. Damit erhöht sich zum Beispiel ihr Kupferbedarf rein rechnerisch von zunächst 90 bis 120 Milligramm auf 114 bis 154 Milligramm. Ihr Zinkbedarf steigt von 540 Milligramm am Anfang der Trächtigkeit auf 680 Milligramm pro Tag. Der Bedarf an Vitamin E steigt auf 100 bis 200 Milligramm pro 100 Kilo Körpermasse, das heißt von 600 bis 1200 auf 760 bis 1500 Milligramm. Allerdings ist der Bedarf bei Zufuhr von natürlichem Vitamin E geringer als bei der Zufuhr von synthetischem Vitamin E. Eine besondere Bedeutung hat Kupfer in der Trächtigkeit. Die Stute sollte ausreichend mit Kupfer versorgt werden, da das Fohlen bereits als Fötus Kupferreserven in der Leber anlegt, da die Stutenmilch sehr arm an Kupfer ist.
TRÄCHTIGKEIT IST HOCHLEISTUNG
Die hochträchtige Stute (8. bis 9. Monat) freut sich über ganztägigen Weidegang und verträgt diesen besser als jedes andere Pferd. Auch wenn Sie am Abend in den Stall zurückkehrt, ist ihr Hunger ungestillt und sie ist durchaus in der Lage neben dem Kraftfutter auch über Nacht noch ordentlich Heu und Stroh zu fressen. Am Ende der Trächtigkeit liegt ihr Energiebedarf bei 100 MJ am Tag, das sind 23.000 kcal und entspricht dem Energiebedarf zehn junger Frauen.
Dieser Energiebedarf steigt während der Laktation weiter und erreicht seinen Höhepunkt in der 10. bis 12. Laktationswoche mit 140 MJ am Tag. Hier liegt ein häufiges Problem der Stutenfütterung, da dieser Hochleistungsphase nicht immer durch ausreichende Nährstoffzufuhr Genüge geleistet wird. Eine Kraftfutterzufütterung ist wichtig, da die Trockensubstanzaufnahme begrenzt ist.
DIE EIWEISSFÜTTERUNG HOCHWERTIG GESTALTEN
Der Eiweißbedarf der Stute steigt Literaturangaben zu Folge auf über ein Kilogramm pro Tag. Das entspricht einer täglichen reinen Stickstoffzufuhr von 160g. Diese großen Anflutungen an Stickstoff müssen über die enzymatische Bildung von Harnstoff in der Leber und die spätere Ausscheidung über die Niere entgiftet werden.
Da die Entgiftung von Stickstoff eine große Arbeitsleistung für die inneren Organe darstellt und zu Leber- und Verdauungsproblemen führen kann, sollte prinzipiell darüber nachgedacht werden, bei der Fütterung auf Eiweiß mit einer hohen biologischen Wertigkeit geachtet werden (Bierhefe, Extraktionsschrote, Ergänzungsfuttermittel mit hohem Lysin und Methioningehalt). Vorausgesetzt, dass die Spurenelementversorgung stimmt, können zusätzliche Eiweißfütterungen eingespart und der Stoffwechsel der tragenden Stute geschont werden.
DIE HALTUNG DER ZUCHTSTUTEN
Zuchtstuten haben während der Trächtigkeit meist noch ein Fohlen bei Fuß. Sie soll jeden Tag Weidegang haben und ihr Fohlen erziehen. Meistens wird sie abends in den Stall gebracht und morgens wieder auf die Weide gebracht. Dabei wird die Stute beobachtet.
Während der Hochträchtigkeit (ab dem 9. Monat) wird die Stute vermehrt beobachtet, jederzeit kann es zu einer Verfohlung (z. B. durch den Virus Abort [Equine Herpes Virus]) oder auch zu einer Frühgeburt (ab Ende des 10. Monats der Trächtigkeit) kommen.