VERSCHIEDENE HILFZÜGEL
Hilfszügel – Zweck, Einsatz, Vor- und Nachteile
Ein guter Reiter auf einem korrekt ausgebildeten Pferd benötigt keine Hilfszügel. Richtig angewendet können sie für Reitanfänger eine Hilfe sein. Zudem werden sie oft beim Longieren oder zur Korrektur von Problempferden eingesetzt.
Was gibt es für Hilfszügel und wie wirken sie? Welches sind die Vor- und Nachteile? Und was gibt es für Alternativen?
1. Martingal
Zweck: Das Martingal gibt eine Begrenzung nach oben und verhindert so, dass sich das Pferd durch starkes Kopfheben oder -schlagen dem Zügel entziehen kann.
Einsatz: Das Martingal wird oft beim Springreiten oder zum Ausreiten verwendet. Zum Longieren macht ein Martingal keinen Sinn.
Vorteil: Korrekt verschnallt hat das Martingal bei normaler Kopf-/Halshaltung keinen Einfluss auf die Zügelposition.
Nachteil: Häufig wird das Martingal zu kurz verschnallt, so dass die Zügellinie auch bei korrekter Kopf-/Halshaltung unterbrochen ist und dadurch das Gebiss nach unten zieht und auf die Laden drückt.
2. Stosszügel
Zweck: Der Stosszügel verhindert, dass das Pferd den Kopf zu hoch heben kann.
Einsatz: Der Stosszügel wird in erster Linie bei Reitanfängern eingesetzt.
Vorteil: Das Pferd kann sich seitlich trotzdem gut biegen.
Nachteil: Es fehlt eine seitliche Begrenzung. Wenn das Pferd beim Kopf Hochnehmen Druck verspürt, kann dies schnell zu Gegendruck führen. Bei einer Verschnallung mit Longierbrille klappt sich eine gebrochene Trense wie ein Nussknacker zusammen, drückt auf die Kieferknochen und stösst gegen den Gaumen.
Meine Empfehlung: Statt einem Stosszügel besser ein Martingal oder Ausbindezügel verwenden.
3. Ausbindezügel
Zweck: Ausbinder sollen dem Pferd einen Rahmen vorgeben und ihm helfen sich ans Gebiss zu dehnen.
Einsatz: Ausbindezügel werden gerne für Anfängerunterricht und sehr häufig zum Longieren – oft auch bei jungen Pferden (Wichtig: unbedingt lang genug einstellen!) – verwendet.
Vorteil: Befürworter des Ausbinders argumentieren, dass das Pferd bei keinem anderen Hilfszügel gleich gut lernt sich “vom Gebiss abzustossen”.
Nachteil: Ausbinder sind sehr starr. Beim Reiten lassen sie nur eine begrenzte seitliche Biegung zu. Beim Longieren kann man dies umgehen, indem man den äusseren Ausbinder ein bis zwei Loch länger verschnallt. Pferde werden dazu
Die Gewöhnung an die Doppellonge führt üblicherweise über folgende Lernschritte:
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Die innere Longe geht seitlich vom Gurt weg durch den Trensenring. Die äussere Longe wird über den Sattel geführt.
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Als nächstes wird die äussere Longe nicht über den Sattel, sondern um die Hinterhand gelegt .
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Zu letzt wird auch die innere Longe in der Trense eingehakt und verläuft dann über den Gurt zur Hand.
Vorteil: Ist ein Pferd einmal daran gewöhnt, ist die Arbeit mit der Doppellonge sehr vielseitig: Neben der Arbeit auf dem Zirkel können verschiedene Lektionen wie Seitengänge bis hin zu Piaffe und Passage erarbeitet werden und auch das Springen von Hindernissen ist möglich.
Nachteil: Die Arbeit an der Doppellonge erfordert ein hohes Mass an Fachkenntnis, Geschick und Einfühlungsvermögen.
verleitet sich auf dem Gebiss abzustützen.
Hinweis zu den Gummiringen: In Deutschland sind Gummiringe seit der LPO 2007 auf Turnieren verboten. Ursprünglich eingefügt, um dem Pferd die Anlehnung angenehmer zu machen, verhindern sie jedoch, dass sich das Pferd korrekt vom Gebiss abstossen kann. Sofern der Lederriemen durchgängig ist, empfehle ich die Gummiringe ganz einfach wegzuschneiden.
4. Dreieckszügel
Zweck: Der Dreieckszügel soll dem Pferd den Weg in die Tiefe zur Dehnungshaltung zeigen.
Einsatz: Der Dreieckszügel wird hauptsächlich zum Longieren verwendet.
Vorteil: Dreieckszügel bieten eine gewisse seitliche Begrenzung und sind flexibler wie Ausbinder.
Nachteil: Der Dreieckszügel fördert zwar den Weg in die Tiefe, dabei kommt das Pferd aber schnell hinter den Zügel (Stirnlinie hinter der Senkrechten) und läuft auf der Vorhand. Bei einer korrekten Dehnungshaltung dehnt sich das Pferd nach vorne und unten – mit offenem Genick!

Zweck: Wie Ausbinder soll der Laufferzügel dem Pferd einen Rahmen vorgeben.
Einsatz: Der Dreieckszügel wird hauptsächlich zum Longieren oder für die Arbeit an der Hand (z. B. beim Anpiaffieren) eingesetzt.
Vorteil: Laufferzügel bieten eine gute seitliche Begrenzung, ermöglichen dem Pferd eine Anlehnung ähnlich wie mit Ausbindern, sind jedoch flexibler. Zudem kann der Zügel unterschiedlich verschnallt werden: Je höher er verschnallt wird, desto mehr richtet er das Pferd auf.
Nachteil: Eine Dehnung nach vorwärts-abwärts ist nur begrenzt möglich.
6. Halsverlängerer

Zweck: Der Halsverlängerer soll dem Pferd einen Rahmen vorgeben. Werden die Enden zwischen den Vorderbeinen am Gurt eingehakt, soll er das Pferd animieren den Kopf tiefer zu tragen. Oft sieht man jedoch auch eine seitliche Verschnallung.
Einsatz: Der Halsverlängerer wird beim Reiten und Longieren eingesetzt.
Vorteil: Aufgrund des elastischen Materials bieten Halsverängerer eine gewisse Flexibilität, was gleichzeitig auch ihr Nachteil ist.
Nachteil: Meist sind Halsverlängerer derart kurz eingestellt, dass der Gummi einen permanenten Druck und Zug auf Genick sowie Trensenringe ausüben. Viele Pferde wehren sich eher gegen den Druck als ihm Nachzugeben, werden stumpf im Maul und trainieren sich unerwünschte Unterhaltsmuskulatur an. Auf jeden Fall lernt das Pferd nicht wie bei Ausbindern, sich vom Gebiss abzustossen. Der Pferdekopf wird tendenziell hinter die Senkrechte gezogen und wenn das Pferd dem Druck nachgibt, rollt es sich eher auf als ehrlich am Zügel zu laufen und auch eine korrekte Dehnungshaltung mit offenem Genick ist unmöglich.
Aufgrund der zahlreichen Nachteile schliesse ich mich der Empfehlung anderer Reitlehrer an: Hände weg vom Halsverlängerer!
7. Chambon
Zweck: Wenn das Pferd den Kopf stark hebt, über es Zug auf das Gebiss und Druck auf das Genick aus. Dadurch soll das Chambon verhindern, dass das Pferd den Kopf zu hoch hebt und ihm den Weg nach vorwärt-abwärts in die Dehnungshaltung zeigen.
Einsatz: Das Chambon wird ausschliesslich beim Longieren eingesetzt.
Vorteil: Das Chambon ist flexibel und ermöglicht dem Pferd eine korrekte Dehnung nach vorwärts-abwärts.11. Longierhilfe (Strickausbinder)
Nachteil: Es bietet weder seitliche Begrenzung noch ermöglicht es eine Anlehnung ans Gebiss. Die Verschnallung ist sehr diffisil. Es darf wie alle Hilfszügel auf keinen Fall zu eng verschnallt werden. Und zu locker verschnallt, ist es wirkungslos und wird höchstens zur Stolperfalle. Ein weiterer Nachteil des Chambons ist die Wirkung des Lefzenzuges nach oben, diesem versucht das Gogue entgegen zu wirken.
8. Gogue
Zweck: Das Gogue soll das Pferd ebenfalls zur Dehnungshaltung führen. Es ist gleich aufgebaut wie das Chambon mit dem einzigen Unterschied, dass die Karabiner nicht in den Trensenringen eingehakt, sondern die Schnur durch die Trensenringe hindurch geführt werden.
Einsatz: Das Gogue wird mehrheitlich zum Longieren verwendet, kann jedoch auch beim Reiten eingesetzt werden.
Vorteil: Das Gogue ist flexibel und wirkt im Gegensatz zum Chambon weniger direkt auf die Lefzen.
Nachteil: Wie das Chambon bietet es keine seitliche Begrenzung. Das Pferd wird in der Dehnungshaltung jedoch zusätzlich nach vorne eingeschränkt und tendenziell eher nach hinten gezogen.
9. Schlaufzügel
Zweck: Zusätzliche Einwirkung bzw. zur Korrektur.
Schlaufzügel können auf zwei unterschiedliche Arten angebracht werden:
1. entweder zwischen den Beinen am Gurt befestigt und von innen nach aussen durch die Trensenringe geführt (dadurch wirkt er stärker rückwärts-abwärts) oder
2. seitlich am Gurt befestigt und von aussen nach innen durch die Trensenringe geführt.
Einsatz: Ausschliesslich beim Reiten und nur für geübte Reiter.
Vorteil: Der Reiter hat die Wirkung wortwörtlich “selbst in der Hand”. Gefühlvoll eingesetzt, helfen sie dem Reiter das Pferd gezielt zu korrigieren.
Nachteil: Schlaufzügel funktionieren ähnlich wie ein Flaschenzug. D.h. der Reiter wirkt bereits mit einem leichtem Zug deutlich stärker auf das Maul ein als mit dem normalen Trensenzügel. Meist wird der Schlaufzügel zu kurz gefasst und im richtigen Moment viel zu wenig nachgegeben. Pferde, die mit Schlaufzügel geritten werden, gehen meist zu tief und hinter der Senkrechten.
Meine Meinung: Schlaufzügel sollten auf keinen Fall permanent anstehen und lediglich sehr gezielt eingesetzt werden. Deshalb gehören sie nur in absolute Profi-Hände. Und Profis wiederum sollten grundsätzlich nicht auf Schlaufzügel angewiesen sein.
10. Thiedemannzügel
Der Thiedemann-Zügel, auch Köhlerzügel genannt, ist eine Art Kombination aus Martingal und Schlaufzügel. Von der Brust weg gehen zwei Zügel, die durch die Trensenringe geschlauft und am dazugehörigen Zügel eingehakt werden.
Zweck: Der Thiedemann-Zügel soll dem Reiter helfen, dass Pferd am Zügel zu reiten.
Einsatz: Ausschliesslich beim Reiten und nur für geübte Reiter.
Vorteil: Im Gegensatz zum Schlaufzügel hat der Reiter kein zusätzliches Zügelpaar in der Hand. Dadurch kann der Hilfszügel auch nicht – gewollt oder ungewollt – kürzer gefasst werden wie der Trensenzügel.
Nachteil: Der Vorteil des Thiedemann-Zügels ist gleichzeitig auch sein Nachteil. Ein differenzierter Einsatz wie beim Schlaufzügel ist nicht möglich. So kann der Reiter das Pferd auch nur begrenzt nach vorne dehnen lassen. Da die Enden direkt am Zügel eingehakt werden, wirkt der Hilfszügel umso stärker, je kürzer der Reiter die Zügel hält.
11. Longierhilfe (Strickausbinder)
Bei der einfachen Longierhilfe, auch Strickausbinder genannt, läuft eine Schnur (gerne mit dickem Baumwollüberzug gegen Scheuerstellen) über den Rücken zwischen den Vorderbeinen zu beiden Trensenringen. Über eine Schlaufe mittig über dem Rücken kann die Länge variiert werden.
Zweck: Die Longierhilfe soll dem Pferd den Weg in die Tiefe zeigen.
Vorteil: Einfach und schnell anzulegen.
Nachteil: Bei der Longierhilfe fehlt eine seitliche Begrenzung und zudem bietet sie keine konstante Anlehung, sondern führt eher zu leichtem Zupfen am Trensenring. Zu lang eingestellt, birgt die Longierhilfe ein Stolper- und Verletzungsrisiko. Zu Kurz eingestellt, zieht sie das Pferd hinter die Senkrechte. Pferde mit sensibler Haut können von den Schnüren wund werden.
12. Pessoa Longierhilfe
Die Pessoa Longierhilfe läuft mittig vom Rücken um die Hinterhand und von der Hinterhand über seitliche Gurtringe durch die Trensenringe zurück zum Longiergurt (wahlweise zwischen den Beinen oder seitlich am Longiergurt befestigt).
Zweck: Das Pessoa Longiersystem soll die Dehnungshaltung fördern und zusätzlich die Hinterhand zum vermehrten Untertreten animieren.
Vorteil: Rahmt auch die Hinterhand ein und gibt eine seitliche Begrenzung.
Nachteil: Die Pessoa Longierhilfe bietet keine konstante Anlehnung, sondern übt wechselseitigen Zug auf das Pferdemaul aus, wodurch sich das Pferd eher aufrollt als den Kontakt zum Gebiss zu suchen.
13. Doppellonge
Die Gewöhnung an die Doppellonge führt üblicherweise über folgende Lernschritte:
1. Die innere Longe geht seitlich vom Gurt weg durch den Trensenring. Die äussere Longe wird über den Sattel geführt.
2. Als nächstes wird die äussere Longe nicht über den Sattel, sondern um die Hinterhand gelegt .
4. Zuletzt wird auch die innere Longe in der Trense eingehakt und verläuft dann über den Gurt zur Hand.
Vorteil: Ist ein Pferd einmal daran gewöhnt, ist die Arbeit mit der Doppellonge sehr vielseitig: Neben der Arbeit auf dem Zirkel können verschiedene Lektionen wie Seitengänge bis hin zu Piaffe und Passage erarbeitet werden und auch das Springen von Hindernissen ist möglich.
Nachteil: Die Arbeit an der Doppellonge erfordert ein hohes Mass an Fachkenntnis, Geschick und Einfühlungsvermögen.