LANDGESTÜTE
Die Landgestüte haben vielfältige Aufgaben. In aller Regel befinden sie sich in historischen Gebäuden (meist früheren Marställen). Sie können jedoch auch von dem zur Zeit ihrer Gründung regierenden Herrscher ganz bewusst als Landgestüt gegründet worden sein.
Historisches :
Die Landgestüte wurden ursprünglich gegründet um den Landesfürst (Fürst, König, Kaiser) und sein Militär mit Militärpferden zu versorgen. Es wurden recht häufig Kriege geführt und dabei verlor man meist viele Pferde. Das Landgestüt musste für Nachwuchs sorgen.
Auch die Pferdehalter der damaligen Zeit profitierten von den Landgestüten. Es gab damals zwei Modelle der Nutzung der Landbeschäler.
Im ersten Modell mussten die Pferdehalter nichts für den Deckhengst zahlen. Sie stellten im Prinzip nur ihre Zuchtstute zur Verfügung. Das Fohlen gehörte aber in jedem Fall dann dem Landgestüt.
Im zweiten Modell mussten die Pferdehalter eine Decktaxe an das Landgestüt zahlen. Dafür gehörte ihnen aber das Fohlen und sie konnten es später verkaufen und eventuell einen besseren Preis erzielen als den, den die staatlichen Käufer von Remonten (Jungpferde, die eine Militärausbildung bekamen) dem Pferdehalter zahlen würden. Das Risiko liegt hier beim Pferdehalter.
Kulturelles :
Eine weitere Aufgabe der Landgestüte ist die Erhaltung des Kulturgutes Pferd und der Erhalt von alten Techniken und Arbeitsweisen. Gleichwohl soll auch der Öffentlichkeit die Nutzung des Pferdes vor dem Wagen in den verschiedensten Anspannungen bei Hengstparaden gezeigt werden. Damit machen die Landgestüte gleichzeitig Werbung für sich.
Im Straßenverkehr sieht man ab und zu mal eine Einspännerkutsche oder eine Zweispännerkutsche. Eine Vierspännerkutsche im Straßenverkehr sieht man mit sehr viel Glück vielleicht alle 10 Jahre einmal.
Alles andere fährt nicht im Straßenverkehr.
Bei Hengstparaden kann man aber auch Anspannungen wie Tandem, Einhorn, Random usw. sehen.
Landbeschäler und Deckstationen :
Die Hengstparaden finden erst im Spätsommer und Herbst statt, weil meist bis in den Juli hinein die Hengste im Bundesland verteilt auf Deckstationen stehen. Dort sind dann auch ihre Hengstwärter stationiert, die den Deckbetrieb während der Decksaison regeln. Die Hengstwärter erfassen alle notwendigen Daten der Zuchtstuten und stellen nach dem erfolgten Deckvorgang den Deckschein aus.
Nachdem die Hengste zurück sind wird sofort mit dem Training für die Hengstparade begonnen. Dafür haben die Hengste maximal 6 Wochen Zeit.
Besamungsstation :
Einige wenige Landbeschäler (meist besonders wertvolle Tiere) bleiben im Landgestüt und gehen regelmäßig in die Besamungsstation.
In der Besamungsstation werden in der Regel keine Stuten besamt, sondern der Hengst springt auf ein Phantom mit einer künstlichen Scheide, in der dann das Sperma des Hengstes aufgefangen wird.
Die künstliche Scheid ist ein ca. 1 Meter langes doppelwandiges Rohr, dass mit ca. 37° warmen Wasser gefüllt ist. Innerhalb dieses Rohrs befindet sich ein unbeschichtetes Pferdekondom (aus Plastik) in dem das Sperma des Hengstes aufgefangen wird.
Nachdem der Besamungstechniker das Ejakulat des Hengstes aufgefangen hat bringt er es in das Labor wo das Sperma auf seine Qualität untersucht wird. Danach wird das Sperma in viele Portionen aufgeteilt und anschließend in flüssigem Stickstoff tiefgefroren. So können von einem Sprung 40 bis 50 Portionen Sperma gewonnen werden. Diese Portionen werden später von einem Tierarzt bei der künstlichen Besamung in die Stute eingebracht.
Führung von Zuchtbüchern :
In der Regel führen die Landgestüte auch die Zuchtbücher für ihr Zuchtgebiet. Manchmal machen das aber auch die Landespferdezuchtverbände. Da es aber auch kleine Zuchtgebiete oder ausländische Zuchtgebiete gibt werden einige dieser Zuchtgebiete auch bei den Landespferdezuchtverbänden im Auftrag dieser Zuchtgebiete verwaltet. Es gibt aber auch einige Zuchtgebiete (vorwiegend ausländische), die in Deutschland keine Vertreter haben. In diesen Fällen müssen die Züchter ihren diesbezüglichen Schriftverkehr mit dem zuständigen Zuchtverband im Ausland führen.
Berufsausbildung Pferdewirt :
Die Landgestüte bilden nicht nur ihre eigenen Pferdewirte aus, sie sind auch die zuständigen Stellen für die Pferdewirtprüfungen (Zwischenprüfung, Abschlußprüfung, Meisterprüfung). Dabei nehmen sie diese Prüfungen im Auftrag der zuständigen Landwirtschaftskammer ab. Zu den Prüfungen sind aber immer Vertreter der Landwirtschaftskammern anwesend.
Lehrgänge und Weiterbildungen für Pferdewirte :
Bevor irgendein Pferdewirt zur Prüfung zugelassen wird, muss er einen Lehrgang besuchen, der der Prüfung vorausgeht.
Teilweise werden diese Lehrgänge aber auch an der Deutschen Reitschule in Warendorf durchgeführt.
Die Deutsche Reitschule dient nur der Berufsausbildung und ist nicht öffentlich. Es können also keine Besuchergruppen die Deutsche Reitschule besuchen.
In den Landgestüten gibt es immer wieder Lehrgänge für die Weiterbildung von Pferdewirten um diese auf dem neuesten Stand zu halten.
Wie Sie allein bei meiner Webseite sehen können ist der Beruf des Pferdewirtes vielfältig und er muss sehr viel wissen und kann doch nie alles wissen und können.