VERHALTENSKODEX IM PFERDESPORT

Der Reitbetrieb muss von respektvollem Umgang miteinander geprägt sein. Unabhängig von Ausbildungsstand, sportlichem Erfolg, Reitweise, eingesetzter Pferderasse und materiellen Möglichkeiten verdient jeder PferdesportIer die gleiche Achtung und Wertschätzung.

Jeder Pferdesportler ist zu einer fairen und konstruktiven Auseinandersetzung mit einem Reiterkameraden verpflichtet, wenn bei diesem Missstände in Ausbildung und Umgang mit dem Partner Pferd und damit ein Verstoß gegen die "Ethischen Grundsätze des Pferdefreundes" zu erkennen sind.

Erfolg oder Misserfolg im Sport hängen ursächlich von reiterlichen Qualitäten ab. Die (selbst)kritische und aufmunternde Auseinandersetzung mit der Leistung des Einzelnen oder einer Gruppe ist wirkungsvoller, als die Fehlerquelle in der Eignung des Pferdes zu suchen.

Der Ausbilder muss in pädagogisch einwandfreiem Unterricht fachlich fundiert und motivierend fördern und zugleich Persönlichkeitsentwicklung, eigenverantwortliches Handeln und soziales Verhalten der ihm anvertrauten Schüler fördern. Er soll jederzeit Vorbild sein, ist in höchstem Maße dem horsemanship verpflichtet und lehnt alle Formen der verbotenen Leistungsbeeinflussung ab.

Der Reitschüler bringt dem Reitlehrer denselben Respekt entgegen, den er von ihm erwartet oder bekommt. Ein offenes Gespräch über Ängste und Überforderung hilft mehr als eine emotionale Diskussion in der Reitbahn.

Eltern der Reitschüler bzw. Voltigierkinder sollen motivierend auf ihre Kinder einwirken und die Erwartungen an die sportliche Entwicklung den realen Gegebenheiten anpassen. Übertriebener Ehrgeiz der Eltern fördert Kinder und Jugendliche nicht.

Der Pferdesportler vertraut dem StalIbetreiber und dessen Personal sein Pferd an und erwartet eine gute Behandlung sowie eine den Bedürfnissen des Pferdes angepasste Haltung. Die erbrachte Dienst-leistung des Betriebes insgesamt wie des einzelnen Mitarbeiters muss aner-kannt und honoriert werden. Eventuelle Missstände sind sachlich zu diskutieren und zu beheben.

Der Turnierrichter muss eine Leistung vorurteilsfrei und auf der Basis seiner fachlichen Qualifikation bewerten und darf sich nie dem Verdacht der Befangenheit aussetzen.

Der Turniersportier hat den Urteilsspruch des Richters im beurteilenden Richtverfahren zu akzeptieren. Bleibt eine Entscheidung unverständlich, ist das klärende Gespräch mit dem Richter das einzig faire Mittel. Polemik in der Öffentlichkeit disqualifiziert den Reiter und verstößt gegen die Grundregeln des Sports.

Der Betreiber eines HandeIsstalls bzw. der Pferdeverkäufer muss über die gesetzlichen Vorschriften hinaus im Pferdeverkauf verantwortungsvoll handeln und die Vermittlung eines Pferdes am Ausbildungsstand von Pferd und Käufer sowie an der beabsichtigten Nutzung des Pferdes ausrichten.

Der Funktionär im Pferdesport muss sich seiner Vorbildfunktion und besonderen Verantwortung für den Sport- und Freizeitpartner Pferd bewusst sein. Er ist nicht nur für den ordnungsgemäßen Betrieb eines Reitstalls, Verbandes, Turniers o.ä. zuständig, sondern hat zugleich als Ansprechpartner für Politik, Landwirtschaft und Wirtschaft die Interessen der Pferdesportler und Züchter wahrzunehmen und zu vertreten.

Jeder Pferdesportler ist Nutznießer der vorhandenen Strukturen und Möglichkeiten innerhalb seines Sports. All jene, die sich ehren- oder hauptamtlich für die langfristige Sicherung des Pferdesports als Breitensport in Natur und Umwelt sowie als Leistungssport einsetzen, verdienen Anerkennung und Unterstützung.

 

 Persönliche Bemerkungen zum Verhaltenskodex

Obwohl ich dem Verhaltenskodex grundsätzlich zustimme, gibt es vor allem im Turniersport ein erhebliches Ungleichgewicht.

Es ist eben ein Unterschied, ob man sich jede Reitstunde vom Munde absparen muss und nur in den Genuss von Schulpferden kommt und im besten Fall bei einem Vereinsturnier starten darf oder ob in der Familie genug pferdebegeisterte Personen vorhanden sind, die den Reiter (die Reiterin) fördern und eventuell diesem ein gut ausgebildetes Pferd zur Verfügung stellen.                               

Dadurch werden Pferd und Reiter erheblich besser gefördert und der Reiter kann mit seinem Talent auf den Turnieren Erfolge erzielen und wird eventuell mit seinem Talent entdeckt.                     

Diese Möglichkeiten hat der arme Schulpferdereiter nicht und wird - egal wie viel Talent er hat - immer außen vor bleiben.

Das vorhandene (oder nicht vorhandene) Geld ist also schon das erste Selektionskriterium.

Ein Hartz IV - Empfänger (egal wie talentiert er als Reiter ist) wird nie im Turniersport etwas erreichen können, weil er froh sein kann, wenn er mit Hartz IV gerade so über die Runden kommt. Jede Reitstunde ist dann Luxus und ein eigenes Pferd ist dann schon gar nicht drin. Zudem würde das Arbeitsamt ihm die Leistungen sperren, wenn es vom Besitz eines eigenen Pferdes erfährt.

Er kann bestenfalls versuchen eine Arbeit mit Pferden zu erhalten. Eine Ausbildung als Pferdewirt wäre nicht schlecht. Dabei kommt es darauf an, welchen Schwerpunkt man wählt und wo man die Ausbildung macht.

Wer seine Ausbildung als Pferdewirt - Schwerpunkt Reiten in einem Vereinsstall macht, wird später die Aufgabe haben, Privatpferde zu reiten und zu korrigieren und Reitunterricht zu erteilen. Vom Reitverein aus wird er nur in Ausnahmefällen Turniere reiten dürfen.